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Montag, 14. März 2011

Auf Wiedersehen Atomkraft

Laufzeitverlängerung wird wohl fallen

Mit dem schweren Zwischenfall im japanischen Fukushima ist die Atomkraft für Deutschland nun wohl besiegelt. Es ist davon auszugehen, dass die Laufzeitverlängerungen in jedem Fall zurückgenommen werden. Vielleicht werden einige ältere Meiler sogar noch früher als ursprünglich unter den Rot-Grünen Ausstiegsplänen vorgesehen vom Netz gehen. Gerade dieser Fakt ist zu begrüßen, da besonders an den älteren noch in Betrieb befindlichen Siedewasserreaktoren im Vergleich die geringsten Sicherheitsmaßnahmen zu finden sind, dazu kommt eine prinzipbedingt höhere Wahrscheinlichkeit der Freisetzung von Radioaktivität. Auch in Fukushima sind Siedewasserreaktoren im Einsatz, der zuerst betroffene Block 1 sollte diesen Monat abgeschalten werden.
Auch weltweit wird wohl ein Umdenken einsetzen und es ist fraglich, ob es nun zur bereits vorhergesagten Renaissance der Kernkraft kommt. Nach den letzten größeren Störfällen von Three-Mile-Island und Tschernobyl war die Industrie auf viele Jahre wie gelähmt und es kam zu wenig Neubauten. Auch jetzt wird dies einsetzen und bis die Kernkraft in einigen Ländern unter Umständen wieder akzeptabel ist, sind vielleicht auch schon andere Energiequellen zu ähnlich günstigen Kosten verfügbar.

Für und Wider der Atomkraft

Durch den politischen Widerstand gegen die Kernkraft wurden seit den Achtzigern keine neuen Kraftwerke in Deutschland geplant. Allein dadurch sind viele Anlagen sehr alt. Naturgemäß sind alte Anlagen anfälliger für Störungen. So würde ein Neubau von Kernkraftwerken wohl eine bessere Betriebssicherheit bieten. Das ist politisch jedoch in Deutschland nicht durchsetzbar, was auch immer man von der Kernkraft hält. Dazu kommt, dass dieser Weg nicht unbedingt zum "billigen Atomstrom" führen würde, den die Bundesregierung propagiert. Den gibt es nur aus bestehenden Anlagen. Und auch dies ist zum großen Teil dem enormen (staatlich finanzierten!) Forschungsaufwand zu verdanken, der dem Bau voraus ging.
Vermutlich wäre der Strom aus neuen Meilern billiger als Ökostrom aus Wind oder Sonne. Auch besteht die Möglichkeit die Kernkraft weiter zu entwickeln und so betriebssicherer zu machen, den Uranverbrauch zu reduzieren und sogar weniger und kürzer strahlenden Atommüll zu hinterlassen.
Allerdings sind diese Forschungsgelder wohl besser in der Weiterentwicklung von erneuerbaren Energien verwendet. So ist es immernoch schwierig Autos oder gar Flugzeuge mit Strom zu betreiben. Hier bringt die Weiterentwicklung der Ethanolproduktion aus Pflanzenabfällen oder durch Bakterien wohl einen deutlicheren Fortschritt, als neue Kernkraftwerke.
Schlussendlich bleiben Risiken bei neuen Atomkraftwerken. Diese mögen gering sein, allerdings würde ein deutlicher Ausbau der Atomkraft mit vielen neuen Kraftwerken auch zu mehr Störfällen führen. Trotz der geringen statistischen Wahrscheinlichkeit kommt es eben bei einer großen Zahl auch zu mehr Störfällen, auch schweren. Hier gibt es gewissermaßen einen ähnlichen Effekt wie bei Flugzeugabstürzen. Obwohl das Flugzeug statistisch gesehen das sicherste Verkehrsmittel ist, ist die Wahrnehmung in der Bevölkerung durch die besondere Aufmerksamkeit der Medien eine andere. Das soll keinesfalls heißen, dass die Kernkraft sicherer ist als andere Energieformen. Nur ist ein Störfall eben immernoch sehr medienwirksam. Dennoch gab es bis heute wohl mehr Tote durch Staublungen aus dem Kohlebergbau als durch nukleare Störfälle. Die Wahrnehmung ist jedoch eine andere.

Die Kernspaltung in der Wissenschaft

Wissenschaftlich gesehen, ist die Atomkraft eine enorme Errungenschaft. Als Physiker kann man wohl nicht anders, als den Prozess einer kontrollierten Kernspaltung spannend zu finden. In gewissem Sinne ist es auch schade, dass wir wohl einige mögliche Entwicklungen hier nie sehen werden. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch viele andere interessante Möglichkeiten der künftigen Energieversorgung, auf die die Wissenschaft ihre Ressourcen konzentrieren kann.
Dennoch bleibt zu hoffen, dass die Grundlagenforschung hier weiter gehen wird, auch wenn es vielleicht wenig praktische Umsetzungen geben wird. Kritiker mögen hier anmerken, dass wir uns Wissenschaft um der Wissenschaft willen heute nicht mehr leisten können. Doch ohne die sehr stark staatlich untersützte Grundlagenforschung wären wir heute nicht wo wir sind.



Auf Wiedersehen Atomkraft.

www.energie-autarkie.de
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder und stellt keine Anlageempfehlung dar.